Das ist doch Fake!!! Alles Photoshop!
Jaein... wir nutzen schließlich nur das, was die Natur uns bietet und peppen es mit ein wenig Technik auf.
Ein kleiner Grundkurs
Die Erde bewegt sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne und als wäre das nicht schon wackelig genug, dreht sie sich dabei auch noch um die eigene Achse.
Der Polarstern (nein, es ist nicht die Venus) ist der hellste Stern im Sternbild "kleiner Bär" (oder auch kleiner Wagen) und markiert dabei den Himmelsnordpol, also jenen Punkt am Himmel, an dem sich die Durchstoßpunkte der Erdachse am Himmel befinden. Der Polarstern ist diesem Punkt extrem nah. Um ihn dreht sich 'scheinbar' das Himmelsgewölbe in seiner täglichen Bewegung.
Dank dieser ständigen, intergalaktischen Karusellfahrt bewegen sich die Sterne in einem nahezu perfekten Kreis um den Polarastern herum.
Sicher ist euch schon aufgefallen, dass beim fotografieren der Sterne, diese ab einer bestimmen Belichtungszeit als Striche erscheinen. Das Licht der Sterne 'malt' auf euren Sensor. Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt eure ersten Sternenspuren fotografiert! ;)
Das brauchst du
•Eine Kamera mit 'M' Modus
•Ein stabiles Stativ
•Einen Computer + Bildbearbeitungssoftware
•Taschenlampe
Beste Voraussetzungen
Optimal sind mondlose Nächte. Der Mond überstrahlt einiges an Sternen und hellt zudem unseren Vordergrund auf, was wir eigentlich nicht möchten. Zwar sind der Kreativität auch hier keine Grenzen gesetzt, aber es erfordert eine andere Art von Nachbearbeitung am Ende. Ich persönlich bevorzuge es selbst zu entscheiden was ich belichtet haben möchte, und nutze daher die Taschenlampe. Dass der Himmel wolkenfrei sein sollte versteht sich von selbst.
Eure Location sollte möglichst wenig Lichtverschmutzung, also Streulicht von Städten und ähnlichem, aufweisen. Leider ist das in Deutschland zur Seltenheit geworden. Je weiter ihr also von der nächsten Ortschaft entfernt seid, desto besser! Ich nutze diese Lightpollutionmap. Anhand der Färbung auf der Karte kannst du erkennen wo die geringste Lichtverschmutzung herscht. Kostet nix und ist einfach zu bedienen.
Kalte, klare Nächte eignen sich hervorragend, da dann weniger 'Bewegung' in der Luft ist. Geht aber trotzdem auch im Sommer und macht deutlich mehr Spaß.
Der Vordergrund sollte etwas interessantes sein. Auch hier sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Bäume, Autowracks, Berge, Burgruinen, ... alles ist erlaubt. Ob ihr den Vordergrund beleuchtet ist dabei Geschmackssache.
Das Stativ sollte ausreichend stabil sein. Besonders die beweglichen Teile dürfen kein Spiel haben. Vielleicht kennt Ihr es: Ihr richtet die Kamera aus, dreht de Kugelkopf fest und die Cam verstellt sich beim fixieren minimal, sodass der perfekte Bildausschnitt wieder hin ist. Ich kann nur jedem empfehlen von Anfang an NICHT am Stativ zu sparen!! Glaubt es mir... ihr werdet euch später ärgern. Mehr zum Thema Stative findet Ihr >hier<. (Verlinkung folgt!!)
Ausrichtung der Kamera: Der Polarstern ist der hellste Stern im Sternenbild des kleinen Bär/Wagen. Diesen könnt ihr überall im Bild platzieren. Auch hier gilt: Das ist kein Muss.
Zur Fokussierung gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Autofokus muss deaktiviert werden und Ihr solltet euch zu Anfang darüber im Klaren sein, wie das spätere Bild aussehen soll:
Das Kamerasetting
1. Baut eure Bildkomposition auf, dreht den Fokusring am Objektiv auf 'Unendlich' und wieder ein kleines Stück zurück. Hier befindet sich bei den meisten Objektiven der schäfste Punkt.
2. Die Blende sollte so weit wie möglich geöffnet sein, um so viel Licht wie möglich einzufangen.
3. Ich empfehle stets im RAW-Format zu fotografieren. So stehen mir bei der anschließenden Bearbeitung alle Bildinformationen zur Verfügung und ich kann den Weißabgleich getrost außer Acht lassen.
4. An den ISO-Wert kannst du dich herantatsten. Beginne mit 600 und arbeite dich weiter nach oben. Jede Kamera hat ein anderes "Rauschverhalten". So kann ich mit meiner D750 locker Werte um 3600 und mehr tolerieren, ohne vor lauter Bildrauschen Tränen in den Augen zu bekommen. In der Regel gehe ich aber nicht höher als 3200. Das kommt ganz darauf an wie viel Umgebungslicht vorhanden ist, bzw wie stark der Himmel strahlt. Merke: Je höher der ISO-Wert, desto mehr Sterne und Bildrauschen.
5. Für die Belichtungszeit hast du jetzt zwei Optionen:
1. Du machst EINE lange Belichtung.
2. Du machst MEHRERE kurze Belichtungen und fügst sie in PS zusammen.
Wenn du Option 1 wählst, brauchst du i.d.R. einen programmierbaren Timer. Die Blende kannst du dir anhand deiner gewählten Belichtungszeit errechnen. Den ISO musst du auf Werte um 100 runterschrauben, da sonst das Bild extrem überbelichtet wird. Während der Belichtungszeit hast du keinen Einfluss darauf wie das spätere Bild aussieht.
Das linke Bild wurde mit einer Belichtungszeit von 3632 Sekunden, also etwas mehr als einer Stunde, belichtet. Der Vordergerund ist so hell, weil der verdammte Vollmond von hinten auf die Hütte schien.
Ich bevorzuge Option 2, da dort nachher einfach mehr Möglichkeiten zur Bearbeitung bleiben und ich schneller auf Fehler reagieren kann. Das rechte Bild besteht aus 19 Bildern, mit einer Belichtungszeit von jeweils 2:10 Minuten. Während einiger Belichtungen habe ich mit einer Taschenlampe die Bäume "angemalt". Wie dieser Sternschnuppeneffekt entsteht erkläre ich weiter unten (Spoiler: mit Photoshop).
Hier habe ich, wie bereits erwäht, eine Belichtungszeit von 2:10 Minuten gewählt, Blende 8 und ISO 640. Meinen Timer habe ich so programmiert, das er also 2:10 Minuten belichtet (dazu muss die Kamera im BULB-Modus stehen bei der Belichtungszeit), dann 10 Sekunden Pause macht und dann die nächste Aufnahme.. usw. Je mehr Bilder man macht, desto "krasser" wird der Effekt später. Ein tolles Beispiel dafür bietet Jonnie Barnard auf Instagram!
Ihr müsst nicht zwingend einen programmierbaren Timer nutzen und auch nicht zwingend meine Belichtungszeit übernehmen. wichtig ist, dass die Zeit lange genug ist, sodass die Sterne Spuren ziehen und die Aufnahme nicht duch die kleinste Erschütterung versaut wird.
Dieses Bild zeigt eine Rohdatei. Bei genauem hinschauen erkennt man die leichten Spuren.
Wenn die Bilder im Kasten sind, gehts an die Nacbarbeitung.
Ich starte damit alle Bilder, die ich für das spätere Bild verwenden möchte, gleich zu bearbeiten in Lightroom. Oftmals reicht eine Anpassug des Weisabgleich ins bläuliche, sowie einige Anpassungen im Bereich Belichtung, Kontrast, und Lichter. Wenn du ein bisschen Farbe mit eingefangen hast, könnt ihr die natürlich auch noch ein bisschen in Szene setzen. Habt ihr mit der Taschenlampe einige Bereiche "angemalt" können diese mit dem Korrekturpinsel in der seletiven Bearbeitung in rechte Licht gebracht werden.
Übertragen lässt sich die Bearbeitung für ein Bild im Entwickeln-Modi mit einem Klick auf Kopieren auf der linken Seite. Dort werdet ihr dann gefragt was ihr alle übrnehmen möchtet. Beim nächsten Bild einfach auf Einfügen und fertig.
Nun markiere ich all diese Bilder in Lr, Rechtklick -> Bearbeiten in -> Adobe Photoshop -> als einzelne Ebenen öffnen. Je nach Rechenleistung eures Computer kann das etwas Zeit in Anspruch nehmen. Sind alle Bilder als Ebenen geladen, markiert diese und stellt in Ps den Ebenenmodus auf "Aufhellen". Ps rechnet jetzt alle hellen Bildbereiche zusammen, und schon erscheinen die Startrails. Nachträglich kann man noch Anpassungen vornehmen und das Bild exportieren.
Den Sternschnuppeneffekt erzielt man, indem ihr pro Ebene die Transparenz Stück für Stück heruntersetzt!